Die Kunst der Portrait-Karikatur von Pit Hammann: Ikonen der Popkultur als Kugelschreiber-Zeichnung.

WARUM?

Liebe Besucherin,
lieber Besucher,


Sie möchten wissen, was dahintersteckt? Dann mal los:
Warum Portrait?

Weil ich es für ein ausgesprochen anspruchsvolles Genre halte.

Zum einen vom rein technischen Standpunkt: Die Aufgabe des Portraits ist die Darstellung einer Person. Das ist schonmal gar nicht so ohne, denn dafür ist die hinreichende Ähnlichkeit des Werks mit dieser Person erforderlich. Inwiefern das erfüllt ist, lässt sich übrigens ohne irgendwelchen künstlerischen Sachverstand beurteilen. Man erkennt die Person einfach besser oder schlechter.

Zum anderen aus philosophischer Sicht: Für Menschen dreht sich letztlich alles um die Auseinandersetzung mit anderen Menschen. Je besser man das Wesen und die Motivation des Gegenübers versteht, desto erfolgreicher interagiert man.
Die Steigerung dessen: Je besser man das Wesen und die Motivation des Gegenübers versteht, desto besser versteht man sich selbst.

Diese beiden Komponenten, die Erkennbarkeit und etwas vom Wesen des Modells, versuche ich nach Kräften zu liefern.

Warum „Ikonen der Popkultur“?

Weil … ich klamüsere Ihnen das mal ein bisschen auseinander.

Naheliegender Grund: Die dargestellte Person hat mich in irgendeiner Weise berührt. Oder beeindruckt. Oder fasziniert. So sehr, dass ich willens und bereit bin, mich über Stunden und Tage mit ihr zu beschäftigen, indem ich sie zeichne.

Analytischer Grund: Man neigt dazu, eine Berühmtheit zur Projektionsfläche persönlicher Ansichten zu reduzieren; als Ideal, als Symbol oder gar als Sündenbock. Und selbstverständlich wird das dem wahren Wesen der Zielperson niemals gerecht.
Natürlich lerne ich niemanden kennen, indem ich ihn zeichne. Aber seien Sie sich sicher, mit jeder Stunde, in der man ein Gesicht erforscht, entdeckt man neue Nuancen, die den ersten oberflächlichen Eindruck mehr oder weniger stark verändern. Und, Fluch oder Segen, je länger ich ein Gesicht betrachte, desto mehr Mitgefühl bin ich bereit, dafür zu entwickeln.

Praktischer Grund: Um ein Gesicht zu portraitieren, sind Ansichten aus verschiedenen Winkeln hilfreich. Gerne auch verschiedene Gesichtsausdrücke. Und wenn es sich um eine „Ikone“ handelt, finden sich mit großer Sicherheit brauchbare Referenzbilder im Internet. Schwieriger wird es bei gänzlich Unbekannten, wie Cordula Pepschmier, Gaspode P. Flanger oder Kermit Bibberson.

Benutzerfreundlicher Grund: Bei einer Berühmtheit haben alle Betrachter eine ähnlich gute Ausgangssituation, um das Ergebnis beurteilen zu können. Das wäre ihnen bei einem unbekannten Gesicht nicht möglich.

Warum karikiert?

Die Darstellung eines menschlichen Gesichts ist zunächst mal ein Portrait, gemalt oder fotografiert. Wenn der Auftraggeber auch der Portraitierte ist, dürfte ein repräsentativer Zweck dahinterstecken. Will sagen, der Portraitierte möchte auf die Betrachter des Bildes einen möglichst guten Eindruck machen.
 Der Hersteller des Portraits trachtet danach, diesen Wunsch zu erfüllen, denn zufriedene Kunden empfehlen die nächsten Kunden. Also setzt er seinen Auftraggeber beispielsweise in vorteilhaft diffuses Licht, das die Falten gnädig weichzeichnet; oder er wird so im Raum platziert, dass 40 Kilogramm des Übergewichts wie zufällig hinter einem Kulissenteil verschwinden; und für den letzten Schliff gibt es etwas Photoshop. So weit, so nachvollziehbar.

Ein solches Portrait ist also nicht nur keine Karikatur, sondern mehr oder minder geschönt, auch, indem unvorteilhafte Eigenschaften vermindert, vermieden, entfernt werden.

So eine Art Gegenteil des gestellten Portraits ist der Schnappschuss, der allerdings ebenso unvollständig ist: Da es sich um eine spontane Momentaufnahme handelt, ist die Summe, das Zusammenspiel aller Umstände im Moment der Aufnahme höchstwahrscheinlich einzigartig, und trotzdem erlaubt diese Abbildung womöglich mehr als eine Interpretation; das ist zunächst mal weder gut noch schlecht, sondern lediglich nicht sehr objektiv.
Anhand dieser beiden ausgeprägten Bespiele wird deutlich, dass unterschiedliche Blickwinkel, unterschiedliche Formen der Darstellung auch unterschiedliche Wahrnehmungen herstellen. 
Grundsätzlich kann keine bildnerische Darstellung mehr als nur eine ungefähre Annäherung an das Wesen der dargestellten Person sein, denn selbstredend bedarf es dafür noch einiger anderer kognitiven Mittel. Ansonsten sehen wir nur, was wir sehen wollen; und wir wollen es sehen, weil wir es erwarten.

Diese Schlussfolgerung mag auf den ersten Blick offensichtlich wirken; trotzdem hat das Foto für viele von uns den Nimbus von unbestechlicher Objektivität, weil wir erwarten, dass es nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zeigen kann. Aber eben nicht die ganze Wahrheit.

Ich strebe mit der Karikatur nach einer möglichst „objektiven Wahrhaftigkeit“ der Darstellung. Paradoxerweise ist mein wichtigstes Werkzeug dazu die Übertreibung, die ihrem Wesen nach aber subjektiv ist. Weil sämtliche Größen eines Gesichts objektiv in Millimetern messbar sind, liegt jede Abweichung von diesen Maßen, jede Übertreibung im subjektiven Ermessen des Künstlers.

Ich definiere also Form und Ausdruck subjektiv und erzeuge dadurch eine objektive Ähnlichkeit für den Betrachter. 
Genau wie ein Portrait mit ausdrücklich ernsthaftem Anspruch ist die Karikatur eine besonders ausgeprägte Darstellung, die eine bestimmte Wahrnehmung herstellt. Nur wird dem Betrachter die spezielle Ausprägung der Karikatur, nämlich die Übertreibung, unmissverständlich vor Augen geführt, also kann er sie bewusst unter diesem Vorbehalt sehen. 
Vom Foto erwartet der Betrachter dagegen eine Objektivität, die kaum erfüllt werden kann.
Da ich Personen des öffentlichen Lebens portraitiere, haben alle Betrachter eine ähnlich gute Ausgangssituation, um das Ergebnis beurteilen zu können. Das wäre ihnen bei einem unbekannten Gesicht nicht möglich. Im Idealfall kann der Betrachter die Karikatur sogar leichter einer Person X zuordnen, als den leibhaftigen Anblick der Person X selbst. Das ist weniger merkwürdig, als es sich liest: Wenn wir Menschen in einem ungewohnten Kontext begegnen, ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass wir sie erst auf den zweiten Blick erkennen.

Warum Kugelschreiber?

Ich bin froh, dass Sie das fragen. Der Kuli ist so allgegenwärtig und alltäglich, so banal und gänzlich unkünstlerisch: Weiter kann man kaum von einer altmeisterlichen Technik entfernt sein. Selbst Rembrandt hätte mit dem Kugelschreiber nur seine Einkaufsliste geschrieben. Oder mal eine E-Mail-Adresse notiert.

Mitte der Neunziger stellte ich fest, dass man mit dem billigen BIC verblüffend detaillierte Zeichnungen herstellen kann. Dass ich diese Technik zunächst nicht weiterverfolgte, lag an dem riesigen Aufwand an Zeit und Konzentration. Denn der Kugelschreiber vergibt nichts …
Für Karikaturen wechselte ich zur digitalen Illustration, aus rein pragmatischen Gründen. Man zeichnet auf einem berührungsempfindlichen Bildschirm direkt in den Rechner.
Einerseits eröffnet man sich dadurch unendliche neue Möglichkeiten, hyperrealistisch zu malen; schnell und einfach zu reproduzieren, zu lizenzieren und zu liefern. Andererseits gibt es kein Original mehr.
Und so kam ich wieder zum Kugelschreiber, denn:
Ich will, dass man dem Werk ansieht, dass es Zeit, Handwerk und Anstrengung in Anspruch genommen hat; und Leidenschaft, Liebe zum Detail, Bezug zum Motiv.
Ich will, dass man dem Werk ansieht, dass es nicht von einem User mit einer Gratis-App am Smartphone erschlichen wurde; dem es egal ist, welche Art der Zeitverschwendung er in Anspruch nimmt: Cat-Content oder eine App, die ihm Kreativität vorspielt.
Darum Kugelschreiber.

Warum Sie?

Das wissen Sie besser als ich 🙂 Schön, dass Sie da sind.

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Mit Preisen.

Ron Perlman | Hellboy