Warum Buntstift? – Why Coloured Pencil?
Immer, wenn ich diese alberne Interpretation überwinden kann, macht es mir, o Wunder, einen Riesenspaß.
Whenever I can overcome this ridiculous interpretation, it miraculously becomes a huge joy for me.

Ich strebe mit der Karikatur nach einer möglichst „objektiven Wahrhaftigkeit“ der Darstellung. Paradoxerweise ist mein wichtigstes Werkzeug dazu die Übertreibung, die ihrem Wesen nach aber subjektiv ist. Weil sämtliche Größen eines Gesichts objektiv in Millimetern messbar sind, liegt jede Abweichung von diesen Maßen, jede Übertreibung im subjektiven Ermessen des Künstlers.
Ich definiere also Form und Ausdruck subjektiv und erzeuge dadurch eine objektive Ähnlichkeit für den Betrachter.
Genau wie ein Portrait mit ausdrücklich ernsthaftem Anspruch ist die Karikatur eine besonders ausgeprägte Darstellung, die eine bestimmte Wahrnehmung herstellt. Nur wird dem Betrachter die spezielle Ausprägung der Karikatur, nämlich die Übertreibung, unmissverständlich vor Augen geführt, also kann er sie bewusst unter diesem Vorbehalt sehen.
Vom Foto erwartet der Betrachter dagegen eine Objektivität, die kaum erfüllt werden kann.
Da ich Personen des öffentlichen Lebens portraitiere, haben alle Betrachter eine ähnlich gute Ausgangssituation, um das Ergebnis beurteilen zu können. Das wäre ihnen bei einem unbekannten Gesicht nicht möglich. Im Idealfall kann der Betrachter die Karikatur sogar leichter einer Person X zuordnen, als den leibhaftigen Anblick der Person X selbst. Das ist weniger merkwürdig, als es sich liest: Wenn wir Menschen in einem ungewohnten Kontext begegnen, ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass wir sie erst auf den zweiten Blick erkennen.
I strive for the caricature to achieve the most „objective truthfulness“ of representation. Paradoxically, my most important tool for this is exaggeration, which is subjective by its nature. Because all the sizes of a face are objectively measurable in millimeters, any deviation from these measurements, any exaggeration is in the subjective discretion of the artist.
I therefore define shape and expression subjectively and thereby create an objective similarity to the person being depicted, while at the same time emphasizing certain aspects of the person.
Just like a portrait with an explicitly serious claim, the caricature is a particularly pronounced representation that creates a certain perception. Only the viewer is presented with the special expression of the caricature, namely exaggeration, unmistakably, so he can consciously see it with this reservation in mind. On the other hand, the viewer expects objectivity from the photo, which can hardly be achieved.
Since I portray people from public life, all viewers have a similarly good starting point to evaluate the result. This would not be possible for an unknown face. Ideally, the viewer can even more easily associate the caricature with a person X than the actual sight of person X himself. This is less strange than it reads: When we encounter people in an unusual context, it is not uncommon for us to recognize them only on the second glance.
Naheliegender Grund: Die dargestellte Person hat mich in irgendeiner Weise berührt. Oder beeindruckt. Oder fasziniert. So sehr, dass ich willens und bereit bin, mich über Stunden und Tage mit ihr zu beschäftigen, indem ich sie zeichne.
Analytischer Grund: Man neigt dazu, eine Berühmtheit zur Projektionsfläche persönlicher Ansichten zu reduzieren; als Ideal, als Symbol oder gar als Sündenbock. Und selbstverständlich wird das dem wahren Wesen der Zielperson niemals gerecht.
Natürlich lerne ich niemanden kennen, indem ich ihn zeichne. Aber seien Sie sich sicher, mit jeder Stunde, in der man ein Gesicht erforscht, entdeckt man neue Nuancen, die den ersten oberflächlichen Eindruck mehr oder weniger stark verändern. Und, Fluch oder Segen, je länger ich ein Gesicht betrachte, desto mehr Mitgefühl bin ich bereit, dafür zu entwickeln.
Praktischer Grund: Um ein Gesicht zu portraitieren, sind Ansichten aus verschiedenen Winkeln hilfreich. Gerne auch verschiedene Gesichtsausdrücke. Und wenn es sich um eine „Ikone“ handelt, finden sich mit großer Sicherheit brauchbare Referenzbilder im Internet. Schwieriger wird es bei gänzlich Unbekannten, wie Cordula Pepschmier, Gaspode P. Flanger oder Kermit Bibberson.
Benutzerfreundlicher Grund: Bei einer Berühmtheit haben alle Betrachter eine ähnlich gute Ausgangssituation, um das Ergebnis beurteilen zu können. Das wäre ihnen bei einem unbekannten Gesicht nicht möglich.
Obvious reason: The person depicted has touched me in some way. Or impressed. Or fascinated. So much so that I am willing and able to spend hours and days with her by drawing her.
Analytical reason: People tend to reduce a celebrity to a projection surface for personal views; as an ideal, as a symbol or even as a scapegoat. And, of course, that never does justice to the true essence of the target person. Of course, I don’t get to know anyone by drawing them. But be sure, with every hour that I explore a face, I discover new nuances that change the first superficial impression more or less strongly. And, curse or blessing, the longer I look at a face, the more empathy I am willing to develop for it.
Practical reason: To portrait a face, views from different angles are helpful. Also different facial expressions. And if it’s an „icon“, you will find usable reference images on the internet with great certainty. It’s more difficult for completely unknown people, like Cordula Pepschmier, Gaspode P. Flanger or Kermit Bibberson.
User-friendly reason: With a celebrity, all viewers have a similarly good starting point to evaluate the result. That would not be possible for an unknown face.