Die Kunst der Portrait-Karikatur von Pit Hammann: Ikonen der Popkultur als Kugelschreiber-Zeichnung.

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Den folgenden Text schrieb ich Anfang 2019 nieder. Die zugrundeliegende Geschichte kennen Sie vielleicht, sie ist nicht von mir. Ich erzähle sie nur mit eigenen Worten nach.
So funktioniert öffentliche Beurteilung, und die betrifft natürlich nicht nur Künstler und -innen. Also, das geht so:

Ein alter Herr setzt seine Enkelin auf seinen Esel, um mit ihr irgendwohin zu gehen. Ich weiß nicht mehr, wohin, aber das ist auch nicht wichtig für die Geschichte. Okay, sagen wir, er muss zum Baumarkt, Sechser- und Achter-Dübel holen.
Der Erste, der ihnen über den Weg läuft, pöbelt direkt: „Na toll, das verwöhnte Prinzesschen sitzt hoch zu Ross, während der arme, alte Mann zu Fuß latschen darf! So was hätte es damals nicht gegeben! Da hatte man noch Respekt vor dem Alter!“
Opa und Enkelin zucken die Schultern und tauschen: Die Enkelin spaziert, der Opa reitet.
Der nächste, der ihnen begegnet, meckert: „Das arme Kind! Muss zu Fuß gehen, während der feine Herr Großvater es sich gemütlich macht! Bestimmt muss das arme Kind auch noch in der Säuremine schuften! Barfuß! Typisch kinderfeindliches Deutschland! Sie sind schlimmer als Hitler!“
Okay, in der echten Geschichte hat der das mit der Säuremine und dem Hitler so nicht gesagt, aber ich wollte durch diese dramatische Übertreibung den grotesken gesellschaftlichen Druck verdeutlichen, der … na, Sie verstehen, was ich meine.
Opa und Enkelin zucken die Schultern. Opa steigt ab und beide spazieren zu Fuß.
Der nächste, der ihnen begegnet, spottet: „Da ham sie schon einen Esel, und dann latschen sie zu Fuß? So brunzdoof muss man erstmal sein! Ihr jämmerlichen Gutmenschen!“
Opa und Enkelin zucken die Schultern, steigen auf des Esels Rücken und reiten beide.
Klar werden sie dann vom nächsten dafür zur Sau gemacht, dass das arme, arme Eselchen zu Schanden geritten werden kann, wenn’s den Hochwohlgeborenen nur wohl genug sei.
Opa und Enkelin zucken die Schultern, steigen von des Esels Rücken ab, und weil das die letzte Variante ist, die wir noch übrig haben, trägt der Opa jetzt den Esel. Dass der nächste, der ihnen begegntet, den Opa jetzt genau deswegen verspottet, haben Sie sich schon gedacht, richtig? So war’s nämlich auch.
Da sagt der Opa: „Jetzt hab ich die Schnauze aber voll von euch Hirnzwergen! Fass, Eselchen!“ Und er hetzt das Eselchen auf den Typen, damit es ihm den Kopf abbeißt.

Den gewalttätigen Schluss habe ich dazu erfunden, damit es nicht ganz so frustrierend endet. Denn ja, wenn Sie versuchen, es jedem recht zu machen, machen Sie es niemandem recht, und am wenigsten Ihnen selbst, was in den meisten Fällen aber das Wichtigste ist. Denn niemand von den obigen Hirnzwergen hätte eine praktikable Lösung, die von niemandem bekritteln würde, damit der Opa zum Baumarkt kommt und seine Dübel bekommt.

I wrote the following text in early 2019. You may be familiar with the underlying story, it’s not mine. I’m just retelling it in my own words.
This is how public judgment works, and it of course affects not only artists. So, here’s how it goes:

An old man puts his granddaughter on his donkey to go somewhere with her. I can’t remember where, but that’s not important for the story. Okay, let’s say he needs to go to the hardware store to buy some wall plugs.
The first person they come across immediately starts complaining: „Great, the spoiled little princess sits high and mighty, while the poor, old man has to walk! That would never have happened in the old days! People had respect for the elderly back then!“
Grandpa and granddaughter shrug their shoulders and swap places: The granddaughter walks, Grandpa rides.
The next person they meet grumbles: „Poor child! Has to walk while the fine Mr. Grandfather makes himself comfortable! Surely, the poor kid also has to work in the acid mines! Barefoot! Typical child-unfriendly Germany! You’re worse than Hitler!“
Okay, in the real story he didn’t actually say anything about the acid mines and Hitler, but I wanted to use this dramatic exaggeration to highlight the grotesque societal pressure that … well, you get what I mean.
Grandpa and granddaughter shrug their shoulders. Grandpa gets off and both walk.
The next person they meet mocks them: „They already have a donkey, and yet they walk? You have to be really stupid! You miserable do-gooders!“
Grandpa and granddaughter shrug their shoulders, climb onto the donkey’s back, and both ride.
Of course, the next person scolds them for potentially ruining the poor, poor little donkey, if it pleases the high and mighty.
Grandpa and granddaughter shrug their shoulders, get off the donkey’s back, and since this is the last option left, Grandpa now carries the donkey. You probably guessed that the next person they meet mocks Grandpa for that very reason, right? Exactly, that’s what happened.
Then Grandpa says, „Now I’m really fed up with you nitwits! Attack, Donkey!“ And he sicks the donkey on the guy to bite his head off.

I added the violent ending to make it not too frustrating. Because yes, if you try to please everyone, you end up pleasing no one, especially not yourself, which in most cases is the most important. None of the above nitwits had a practical solution that wouldn’t be criticized, so that Grandpa could get to the hardware store and get his wall plugs.