Die Kunst der Portrait-Karikatur von Pit Hammann: Ikonen der Popkultur als Kugelschreiber-Zeichnung.

Ruhm – Fame

Wären Sie gerne berühmt?

Einige Leute wären gerne jemand Besonderes, sind aber nicht fähig oder willens, das Besondere zu leisten, das dazu notwendig wäre.
Einige Leute wären gerne jemand Besonderes, ohne zu ahnen, wie der Alltag hinter der Besonderheit aussieht.

Sie finden hier eine ganze Reihe von Menschen, die auf die ein oder andere Weise berühmt sind. Manche mehr, manche weniger.
Manche gleich mehrfach (Harrison Ford als er selbst und als Rick Deckard, Han Solo, noch ein Han Solo, Indiana Jones).
Manche umso einzigartiger, als Person und in ihrer historischen Funktion (beispielsweise Dr. Martin Luther King jr.).
Am Ende des Tages sind es alle menschliche Wesen.

Also, wären Sie gerne berühmt?
Wenn nein: Warum nicht? Zu viel Druck? Zu gefährlich? Zu anstrengend?
Wenn ja: Warum? Geld? Macht? Anerkennung?
Und vor allem: Für was?

Would you like to be famous?

Some people would like to be someone special, but are not capable or willing to do what is necessary to be special.
Some people would like to be someone special without realizing what everyday life looks like behind that uniqueness.

Here, you will find a whole range of people who are famous in one way or another. Some more, some less.
Some in multiple roles (Harrison Ford as himself and as Rick Deckard, Han Solo, another Han Solo, Indiana Jones).
Some all the more unique as individuals and in their historical function (for example, Dr. Martin Luther King Jr.).
At the end of the day, they’re all human beings.

So, would you like to be famous?
If no: Why not? Too much pressure? Too dangerous? Too exhausting?
If yes: Why? Money? Power? Validation?
And above all: For what?

Portraits – von Hand gezeichnet Kugelschreiber-Zeichnung von Harrison Ford als Rick Deckard/ballpen drawing of Harrison Ford as Rick Deckard

Ihre Wahl – Your Choice

Ihnen kann ich es ja verraten: Ich bin kein Teil einer, geschweige denn der Kunstszene.
Keine Hochschule, keine Akademie, keine Galerie, keine Messe, kein Museum, kein Stipendium, kein Mäzen, keine Kuratorin. Nichts.
Und ich gehöre auch keiner avantgardistischen Subkultur an, keinem geheimen Zirkel, keiner Anti-Establishment-Bewegung. Nada.
Es ist nicht so, dass ich all das prinzipiell ablehnen würde (dazu aber an anderer Stelle mehr).

Sie sind also völlig auf Ihre eigene Urteilskraft zurückgeworfen, ob Sie meine Arbeit als Kunst kategorisieren oder nicht.

I can reveal to you: I am not a part of any art scene, let alone the art scene.
No university, no academy, no gallery, no fair, no museum, no scholarship, no patron of the arts, no curator. Nothing.
And I also don’t belong to any avant-garde subculture, secret circle, or anti-establishment movement. Nada.
It’s not that I would reject all of that in principle (but more on that elsewhere).

So you are completely reliant on your own judgment as to whether you categorize my work as art or not.

Warum Buntstift? – Why Coloured Pencil?

Weil er so variabel und anspruchslos ist, dass ich mir manchmal vorkomme, als nähme ich eine unzulässige, wenn nicht sogar unehrenhafte Abkürzung, um die Fläche auf dem Papier schneller und einfacher zu befüllen.
Immer, wenn ich diese alberne Interpretation überwinden kann, macht es mir, o Wunder, einen Riesenspaß.
Because it is so versatile and undemanding that sometimes I feel as if I am taking an impermissible, if not dishonorable shortcut to fill the space on the paper more quickly and easily.
Whenever I can overcome this ridiculous interpretation, it miraculously becomes a huge joy for me.
Foto Buntstiftstummel

Warum Kugelschreiber? – Why Ballpoint Pen?

Ich bin froh, dass Sie das fragen. Der Kuli ist so allgegenwärtig und alltäglich, so banal und gänzlich unkünstlerisch: Weiter kann man kaum von einer altmeisterlichen Technik entfernt sein. Selbst Rembrandt hätte mit dem Kugelschreiber nur seine Einkaufsliste geschrieben. Oder mal eine E-Mail-Adresse notiert.
Mitte der Neunziger stellte ich fest, dass man mit dem billigen BIC verblüffend detaillierte Zeichnungen herstellen kann. Dass ich diese Technik zunächst nicht weiterverfolgte, lag an dem riesigen Aufwand an Zeit und Konzentration. Denn der Kugelschreiber vergibt nichts …
Für Karikaturen wechselte ich zur digitalen Illustration, aus rein pragmatischen Gründen. Man zeichnet auf einem berührungsempfindlichen Bildschirm direkt in den Rechner.
Einerseits eröffnet man sich dadurch unendliche neue Möglichkeiten, hyperrealistisch zu malen; schnell und einfach zu reproduzieren, zu lizenzieren und zu liefern. Andererseits gibt es kein Original mehr.
Und so kam ich wieder zum Kugelschreiber, denn:
Ich will, dass man dem Werk ansieht, dass es Zeit, Handwerk und Anstrengung in Anspruch genommen hat; und Leidenschaft, Liebe zum Detail, Bezug zum Motiv.
Ich will, dass man dem Werk ansieht, dass es nicht von einem User mit einer Gratis-App am Smartphone erschlichen wurde; dem es egal ist, welche Art der Zeitverschwendung er in Anspruch nimmt: Cat-Content oder eine App, die ihm Kreativität vorspielt.
Darum Kugelschreiber.
I’m glad you’re asking. The ballpoint pen is so ubiquitous and everyday, so banal and unartistic: It can hardly be further from an old master technique. Even Rembrandt would have only written his shopping list with a ballpoint pen. Or jotted down an email address.
In the mid-nineties, I discovered that surprisingly detailed drawings could be produced with a cheap BIC pen. The reason I didn’t pursue this technique further was the huge effort in time and concentration. Because the ballpoint pen does not forgive anything…
For caricatures, I switched to digital illustration for purely pragmatic reasons. You draw directly on a touch-sensitive screen in the computer.
On the one hand, this opens up infinite new possibilities for painting hyperrealistically; to reproduce, license and deliver quickly and easily. On the other hand, there is no original anymore.
And so I came back to the ballpoint pen, because:
I want the work to show that it has taken time, craftsmanship and effort; and passion, attention to detail, and connection to the subject.
I want the work to show that it was not obtained by a user with a free app on a smartphone; who doesn’t care what kind of time-waste he’s taking on: Cat-content or an app that pretends to be creative.
That’s why the ballpoint pen.

Warum karikiert? – Why caricatured?

Die Darstellung eines menschlichen Gesichts ist zunächst mal ein Portrait, gemalt oder fotografiert. Wenn der Auftraggeber auch der Portraitierte ist, dürfte ein repräsentativer Zweck dahinterstecken. Will sagen, der Portraitierte möchte auf die Betrachter des Bildes einen möglichst guten Eindruck machen.
 Der Hersteller des Portraits trachtet danach, diesen Wunsch zu erfüllen, denn zufriedene Kunden empfehlen die nächsten Kunden. Also setzt er seinen Auftraggeber beispielsweise in vorteilhaft diffuses Licht, das die Falten gnädig weichzeichnet; oder er wird so im Raum platziert, dass 40 Kilogramm des Übergewichts wie zufällig hinter einem Kulissenteil verschwinden; und für den letzten Schliff gibt es etwas Photoshop. So weit, so nachvollziehbar.

Ein solches Portrait ist also nicht nur keine Karikatur, sondern mehr oder minder geschönt, auch, indem unvorteilhafte Eigenschaften vermindert, vermieden, entfernt werden.

So eine Art Gegenteil des gestellten Portraits ist der Schnappschuss, der allerdings ebenso unvollständig ist: Da es sich um eine spontane Momentaufnahme handelt, ist die Summe, das Zusammenspiel aller Umstände im Moment der Aufnahme höchstwahrscheinlich einzigartig, und trotzdem erlaubt diese Abbildung womöglich mehr als eine Interpretation; das ist zunächst mal weder gut noch schlecht, sondern lediglich nicht sehr objektiv.
Anhand dieser beiden ausgeprägten Bespiele wird deutlich, dass unterschiedliche Blickwinkel, unterschiedliche Formen der Darstellung auch unterschiedliche Wahrnehmungen herstellen. 
Grundsätzlich kann keine bildnerische Darstellung mehr als nur eine ungefähre Annäherung an das Wesen der dargestellten Person sein, denn selbstredend bedarf es dafür noch einiger anderer kognitiven Mittel. Ansonsten sehen wir nur, was wir sehen wollen; und wir wollen es sehen, weil wir es erwarten.

Diese Schlussfolgerung mag auf den ersten Blick offensichtlich wirken; trotzdem hat das Foto für viele von uns den Nimbus von unbestechlicher Objektivität, weil wir erwarten, dass es nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zeigen kann. Aber eben nicht die ganze Wahrheit.

Ich strebe mit der Karikatur nach einer möglichst „objektiven Wahrhaftigkeit“ der Darstellung. Paradoxerweise ist mein wichtigstes Werkzeug dazu die Übertreibung, die ihrem Wesen nach aber subjektiv ist. Weil sämtliche Größen eines Gesichts objektiv in Millimetern messbar sind, liegt jede Abweichung von diesen Maßen, jede Übertreibung im subjektiven Ermessen des Künstlers.

Ich definiere also Form und Ausdruck subjektiv und erzeuge dadurch eine objektive Ähnlichkeit für den Betrachter. 
Genau wie ein Portrait mit ausdrücklich ernsthaftem Anspruch ist die Karikatur eine besonders ausgeprägte Darstellung, die eine bestimmte Wahrnehmung herstellt. Nur wird dem Betrachter die spezielle Ausprägung der Karikatur, nämlich die Übertreibung, unmissverständlich vor Augen geführt, also kann er sie bewusst unter diesem Vorbehalt sehen. 
Vom Foto erwartet der Betrachter dagegen eine Objektivität, die kaum erfüllt werden kann.
Da ich Personen des öffentlichen Lebens portraitiere, haben alle Betrachter eine ähnlich gute Ausgangssituation, um das Ergebnis beurteilen zu können. Das wäre ihnen bei einem unbekannten Gesicht nicht möglich. Im Idealfall kann der Betrachter die Karikatur sogar leichter einer Person X zuordnen, als den leibhaftigen Anblick der Person X selbst. Das ist weniger merkwürdig, als es sich liest: Wenn wir Menschen in einem ungewohnten Kontext begegnen, ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass wir sie erst auf den zweiten Blick erkennen.

The representation of a human face is initially a portrait, painted or photographed. If the client is also the person being portrayed, there is likely a representative purpose behind it. That is to say, the person being portrayed wants to make the best possible impression on the viewers of the picture. The maker of the portrait aims to fulfill this wish, because satisfied customers recommend the next customers. So he puts his client, for example, in a favorable diffused light that gently softens the wrinkles; or he places him in a room so that 40 kilograms of overweight disappear behind a stage prop; and for the final touch, there’s some Photoshop. So far, so understandable.
Such a portrait is therefore not only not a caricature, but more or less embellished, even by reducing, avoiding, or removing unflattering features.
A snapshot is a kind of opposite of the posed portrait, but it is also incomplete: Since it is a spontaneous snapshot, the sum, the interaction of all circumstances at the moment of the shot is highly probable unique, and yet this image probably allows more than one interpretation; that is initially neither good nor bad, but simply not more objective than the posed portrait.
From these two distinct examples, it becomes clear that different perspectives, different forms of representation also produce different perceptions.
Basically, no artistic representation can be more than just a rough approximation of the essence of the person being represented, because of course it requires some other cognitive means. Otherwise, we only see what we want to see; and we want to see it because we expect it.
This conclusion may seem obvious at first glance; yet the photo for many of us has the aura of incorruptible objectivity, because we expect it to show only the truth and nothing but the truth. But not the whole truth.

I strive for the caricature to achieve the most „objective truthfulness“ of representation. Paradoxically, my most important tool for this is exaggeration, which is subjective by its nature. Because all the sizes of a face are objectively measurable in millimeters, any deviation from these measurements, any exaggeration is in the subjective discretion of the artist.
I therefore define shape and expression subjectively and thereby create an objective similarity to the person being depicted, while at the same time emphasizing certain aspects of the person.
Just like a portrait with an explicitly serious claim, the caricature is a particularly pronounced representation that creates a certain perception. Only the viewer is presented with the special expression of the caricature, namely exaggeration, unmistakably, so he can consciously see it with this reservation in mind. On the other hand, the viewer expects objectivity from the photo, which can hardly be achieved.
Since I portray people from public life, all viewers have a similarly good starting point to evaluate the result. This would not be possible for an unknown face. Ideally, the viewer can even more easily associate the caricature with a person X than the actual sight of person X himself. This is less strange than it reads: When we encounter people in an unusual context, it is not uncommon for us to recognize them only on the second glance.

Kugelschreiber-Zeichnung von Joaquin Phoenix als Joker/ballpen drawing of Joaquin Phoenix as Joker